Ruth Franke (in: Sommergras75)

Hohle Weiden

Erscheinungsjahr: 2006

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Textproben, Inhaltsverzeichnisse, Bibliographische Angaben, Bezugsquellen (Nicht alle Elemente gleichzeitig vorhanden)

Es ist der gleiche Weg wie früher an Vaters Hand, vom Stadtrand durch den Prinzenpark bis zu den Teichen. In 60 Jahren ist der Grüngürtel schmaler geworden, Häuser stehen dort, wo Großvaters Garten lag, mit der Laube zwischen den Obstbäumen. Da hockte das Kind zu Vaters Füßen und lauschte: »Der Soldat ließ sich durch das Loch in den Baum hinuntergleiten und stand in einem großen Gang mit vielen hundert Lampen …« Ich muss die hohlen Weiden wieder sehen.

Lautes Geschnatter
auffl iegender Gänse
die alte Angst

»Bitte nicht füttern« mahnt ein Schild. Jetzt leben Hunderte von Graugänsen hier, gar nicht mehr scheu. Der Kreuzteich kommt in Sicht, ganz nah die belebte Durchgangsstraße mit Parkplätzen. »Naturschutzgebiet Riddagshausen«, die Tafel erklärt seltene Vogelarten. Trotz des späten Nachmittags viele Spaziergänger, die Frühlingssonne blitzt durch das Grün der Bäume.

Der Straße Rauschen
noch im Ohr
Moorfroschquaken

Am Schapenbruchteich wird es ruhiger. Ein Teichrohrsänger, im Schilfröhricht kaum zu entdecken, baut sein Nest, unter tiefhängenden Schwarzerlenzweigen Blässhühner und Reiherenten. Kraniche balzen im flachen Wasser, ein Haubentaucher-Paar schaukelt voreinander. Wo sind die Weiden?
Entlang des Baches am Fischerweg entdecke ich sie. Kopfweiden, regelmäßig beschnitten, manche innen verrottet. In jedem hohlen Baum suchte das Kind die Hunde mit den riesigen Augen. »Auf der Kiste saß der Hund mit Augen so groß wie Mühlenräder.« Vor einer alten Weide bleibe ich stehen. Morsches Holz, mit Moos und Pilzen bewachsen, der dicke Stamm mit vielen Hohlräumen. Insekten schwirren mir entgegen, Käfer krabbeln aus dem modrigen Dunkel, aus einer kleinen Höhle der starre Blick eines Steinkauzes.
Die sinkende Sonne spiegelt sich im Wasser zwischen dunklen Zweigen. Eine Rohrweihe jagt im Gaukelfl ug über das Schilf, vom anderen Teichufer Unkenrufe und das dumpfe »Prumb« der Rohrdommel.

Heimwärts
vom nahen Kloster
Angelusläuten

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Anmerkung: Die Zitate sind dem Andersen-Märchen »Das Feuerzeug« entnommen.

Erscheinungsjahr: 2006

Rezension

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