Als Bub war ich Indianer. Hatte alles was dazu nötig war, Federschmuck, Kriegsbeil und Friedenspfeife, Pfeil und Bogen, Speer, sogar ein Messer, einen freien Geist, uneingeschränkte Liebe zur Natur und den Mut zum Leben. In erster Linie war ich Jäger. Meine Jagdgründe lagen hinter der großen Wiese in dem hügeligen Bannwald, nicht bei den dunklen, engen, stacheligen Fichten, nein, auf dem Laubwaldhügel, bei den alten
Buchen, dem Ahorn und den Eschen. Licht war es dort und es gab viel Platz zwischen den Stämmen.
Unten am Hang lag ein Tümpel, der Silbersee, darin leuchteten die goldenen Augen der Molche. Ein Bächlein plätscherte dort, in seinem Schwemmsand funkelte das Katzengold.
Zum Indianersommer wurde das Laubdach bunt und immer heller.
Es war nicht leicht lautlos dort zu pirschen, raschelten doch schon die Blätter am Boden bevor man sie berührte. Dennoch begegnete ich dem Fuchs, dem Reh, dem Eichhörnchen und harmlosen Schlangen, einem wildernden Hund.
Ich sah und hörte den Specht, den Kleiber, den Häher, den Raben lernte die Lieder der Amsel, der Finken und Meisen, antwortete dem Bussard mit schrillem Schrei: »Yiaah, Yiaah.«
»Fliegender Pfeil« nannte ich mich; manchmal, viel zu selten, ging ein Mädchen mit mir, das hieß dann Blaue Taube, Weiße Feder oder Roter Mohn. Ich führte sie durch mein Indianerland, wir sammelten Bucheckern,
Haselnüsse, Steine, Gräser, Wurzeln und manchmal tauschten wir scheue Küsse – oh Manitu!
Wenn heute im weichen Herbstlicht die Buchen sich färben, auf der Lichtung die Mücken tanzen, darüber der Bussard kreist, dann spür ich Indianerblut in mir. Sehnsucht steigt auf nach der großen Mutter Erde – nach stolzer Freiheit nach stolzer Freiheit – nach der Weißen Feder nach der Weißen Feder – nach den Jagdgrün- nach den Jagdgründen – den ewigen.
Kleiner Indianer
er wohnt in meinem Herzen
Schon von Kindheit an.