Durch das Niederrheinische fahre ich an diesem Sonntag. Dort, wo man Meerrettich zum Tafelspitz serviert und das Münsterland doch greifbar ist.
Ich kenne die Gegend. Ich arbeite hier. Und früher, da habe ich gar nicht weit weg mit meinem Vater seinen Onkel besucht. Der war Jahrzehnte lang Pfarrer gewesen in einem kleinen Dorf an der Issel. Ja, an dem Schild gerade hätte ich links abbiegen müssen. Dann wären es noch fünf Kilometer …
Das Dorf ist viel kleiner als damals. Ich bin überrascht, dass ich die Torbogeneinfahrt zur Kirche sofort finde. Da, links. In dem Haus hat er gewohnt. Es ist immer noch das Pastorat der Gemeinde. Aber viel heller als früher. Die Bäume – wo sind die Bäume hin? Ob der Garten noch steht? Der Hühnerhof?
Die Kirche ist offen. Aber die innere Tür ist versperrt. Ich kann durch eine Scheibe in das Mittelschiff sehen. Eine Bank steht davor. Ich bin unschlüssig. Dann knie ich … und sehe hinter dem Altar meinen Großonkel. Der greise Mann im Talar hebt den Kelch. Den Kopf wie immer leicht schief. Der Schlag eines Gongs.
In der ersten Reihe erkenne ich meinen Vater. Er dreht sich zu mir um. Auffordernde Ehrfurcht steht in seinem Gesicht. Meine Großtante, die Franziskanerin, kniet mit in seiner Bank. Jetzt lächelt sie mich an.
Und Schwiegervater? Er steht neben mir. Offenbar etwas verlegen, auf jeden Fall noch neu in ihrer Runde.
Den Fluss entlang –
ich folge dem Geruch
der Zwiebelsoße