Regina F. Fischer (in: Sommergras90)

Nicht nur die Nachtigall

An den Feldern vorbei, entlang an Büschen und durch kleine Wäldchen, die angenehmen Schatten spenden. Die Amsel singt ihr Lied über uns, Gräser wiegen sich im Wind. Ganz in der Nähe die Nachtigall.
Wir schreiben Anfang Juni, der Bauer hat bereits das erste Mal geheut. Aufgeblaut der Himmel, nach den ersten Grauschlieren am frühen Morgen.
Sie kommt immer näher. Wir wollen Abstand und machen Platz, gehen hintereinander. Plötzlich – auf gleicher Höhe – ruckartig und zähnefletschend in unsere Richtung, der aggressive zweite Hund. Ein bitterböses Knurren. Sie reißt an der Leine.
„Siehst du, was ich immer meine, wenn ich so eine Übergröße auf mich zukommen sehe …“, sage ich bewusst laut zu meinem Mann, damit mein Tonfall die Hundehalterin noch erreichen möge.
Der unterdrückte Schrecken, das unausgesprochene Zerfleischen verliert sich nicht so schnell im Himmelsblau.
„Was will so eine zarte Person dann noch ausrichten, geschweige denn erhindern“, ergänzen wir beide fast gleichzeitig unsere Gedankenkette.
Wir gehen weiter, schauen zurück zu der Stelle, wo sich der Weg gabelt. Sie verschwindet mit ihrem Reißwolf scharf rechts. Und wenn sie den zweiten Bogen nimmt und nochmals unseren Weg kreuzt?
Das wollen wir beide verhindern. Sagen für heute unserer Grünoase zwangsweise Ade und kehren zum Wagen zurück.

Auf dem Ledersitz
der Marienkäfer –
zur Kamillenblüte

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Erscheinungsjahr: 2010

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