Tief ziehe ich die Luft ein. Das Meer duftet. Regenwolken haben sich über Ahrenshoop gelegt. Wolken, die mir dennoch den Tag nicht vermiesen. Die Boutique, vor der ich stehe, lässt mein Herz schneller schlagen. „Bunte Stube” lese ich über der Eingangstür. Ich drücke die Türklinke herunter und betrete mit freudiger Erwartung den Laden. Die vielen Menschen stören mich nicht. Ich versinke in die Welt der Dichter, Maler und Fotografen. Auch heute greife ich in das Bücherregal. Hauptmanns Gedichte
illustriert durch Landschaftsmalerei fesseln mich für Minuten. „Lasst uns etwas Stilles lieben” – wie passend der Titel. Ich lege das Buch aus der Hand, greife nach einem Heimat- Lesebuch „Der Reiz von Meer, Wald und Bodden”. Ich lese hinein in die Geschichte von einer tragischen Schiffskatastrophe vor Zingst, lese über das Wustrower Königsschießen, einen wertvollen Schatz am Papensee, Theodor Schulze – Jasmer, einen Maler des Darßes.
Dieses Buch soll an den Sonnentagen am Zingster Strand für Abwechslung sorgen.
Eingefangen –
das Netz der Wörter
hat einen Duft
An den Büchern von Hesse und Rilke kann ich nicht vorbeigehen. In einem Lyrikband von Rilke lese ich:
„Blühe, blühe Blütenbaum
tief im trauten Garten.
Blühe, blühe Blütenbaum,
meiner Sehnsucht schönsten Traum
will ich hier erwarten.” *
Daneben Fotos vom Ostseestrand, von Zeesenbooten, Bücher mit Malerei, aber auch Romane – die ganze Vielfalt der Literatur wirkt inspirierend auf mich.
Ich sehe mich mit der Kamera auf Motivsuche, mit meiner Pastellkreide am Tisch im Ferienhaus.
Meine Büchertüte ist schwer, als ich den Laden verlasse. Ich freue mich auf mein Vergnügen, allein zu sein mit meiner Fantasie und den Autoren. Ich freue mich auf meinen Liegestuhl. Nur den Wind vom Bodden werde ich spüren.
*aus Rainer Maria Rilke „Verschollene Parks und Gärten“, Hrsg. Antje ErdmannDegenhardt, ISBN: 3-89876-245-9.
