Thomas Berger

Von Haiku zu Haiku. Eine Jahreszeitenreise

Erscheinungsjahr: 2002

2002, Kelkheim, 140 Seiten, Taschenbuch, 12,80 EUR, ISBN 978-3-922272-75-5 oder direkt über den Verfasser: autor.thomasberger@gmail.com

Inhalt:

Weitere Informationen

Textproben, Inhaltsverzeichnisse, Bibliographische Angaben, Bezugsquellen (Nicht alle Elemente gleichzeitig vorhanden)

Der Band „Von Haiku zu Haiku“ lädt zu einer „Jahreszeitenreise“ ein.
Die Naturgedichte, mit denen der Autor seinen beiden früheren Haiku-Büchern einen weiteren hinzufügt, sind während der vier Abschnitte eines Jahres entstanden, und zwar beinahe ausschließlich im Freien bei ausgedehnten Streifzügen. Die Dreizeiler mit insgesamt jeweils 17 Silben verdanken sich also fast gänzlich der unmittelbaren Begegnung mit der Natur.
Die absichtlich schlichten Zeichnungen des Verfassers entsprechen dem besonderen Reiz poetischer Momentaufnahmen, die das Wesen der Haiku-Dichtung ausmachen.

Erscheinungsjahr: 2002

Rezension

Thomas Berger: Von Haiku zu Haiku. Eine Jahreszeitenreise. Mit Zeichnungen des Autors.
Kelkheim/Taunus (M.G. Schmitz-Verlag), 2002. 140 Seiten.
ISBN 978-3-977772-75-5

Es ist nicht nur die sinnbildliche Kraft des folgenden Textes, die mir dieses Buch lieb und wert macht:

Vom Herbststurm besiegt,
liegt die Erle am Boden.
Nun treibt sie Kätzchen. (S. 20)

Inniger noch berührt mich die Art, in der der Autor seinen Mitgeschöpfen gleichsam das Du anbietet:

Mit fragendem Blick
begegnen wir einander,
der Igel und ich. (S. 71)

Eine Annäherung, der nicht immer Erfolg beschieden sein kann:

Ich nähere mich:
Sein Stachelkleid richtet auf
der kleine Igel. (S. 23)

Seinem Herkommen im Zen getreu ist das klassische Haiku
a-moralisch: es wertet nicht, es nimmt wahr:

Auf meinem Dachfirst
rupft der Turmfalke sein Opfer:
sinkende Federn. (S. 84)

Freilich kennt das Haiku auch so etwas wie eine „franziskanische“ Tradition, eine, die mit Albert Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu umreißen wäre, und mit der sich in Japan vor allem der Name Kobayashi Issas verbindet. Es ist diese Tradition, die Thomas Berger zu seinen – wie ich finde – stärksten Texten inspiriert:

In deinen Händen
sitzt mit pochendem Herzen
die junge Feldmaus. (S. 19)
Im alten Birnbaum
verborgen ein Starennest –
hungrige Schnäbel. (S. 25)

Schrecken am Morgen:
ein quiekendes Eichhörnchen
im Maul der Katze. (S. 47)

Schlüpf unter das Laub,
emsiger Goldlaufkäfer –
eine Maus wartet. (S. 53)

Ein Todesreifen
zerquetscht dich in der Nacht,
arme Erdkröte. (S. 66)

Du lebst gefährlich
zwischen den Pferdehufen,
stahlblauer Käfer. (S. 79)

Auch ein „Räuber“ geht in puncto Mitleid nicht leer aus:

Der junge Rotfuchs
scheitert an der Anhöhe:
Ein Bein ist verletzt. (S. 83)

Rüdiger Jung

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