Das Medikament hat die Form einer kleinen schmalen rosa Bohne. Man darf es nur aufgelöst einnehmen. Ich benutze dazu ein Schnapsgläschen, fülle es halb mit lauwarmem Wasser und werfe die Tablette hinein.
Jedes Mal beobachte ich gespannt, was passiert. Minutenlang geschieht gar nichts. Ein winziges Bläschen an der Wasseroberfläche ist unbeweglich. Es dauert lange, bis kaum wahrnehmbare Nebelschleier aufsteigen. Unmerklich verdichten sie sich. Nun sind auch kleine Luftperlen beigemischt. Allmählich entsteht am Boden des Gläschens Bewegung. Die Tablette bekommt Schlagseite wie ein Schiff. Die nun aufwärts gewandte Längsfläche platzt langsam auf, ein weiß-grauer Stoff hebt sich wolkig empor, beginnt schon in der Aufwärtsbewegung zu zerfallen. Das Wasser trübt sich. Das Pinnchen schwenkend, versuche ich, die Mischung in einem Zug auszutrinken. Doch einige Reste haben sich am Boden festgesetzt. Ich muss Wasser nachfüllen und umrühren, um sie einnehmen zu können, damit – entsprechend der Anweisung im Beipackzettel – nichts übrig bleibt.
Beim Hinunterschlucken hoffe ich, dass der eine Zerfallsprozess den anderen aufhebt.
Aus dem Kühlwasserturm
des Atomkraftwerkes
quillt weißer Dampf.