9. Haiku-Wettbewerb 2019 der DHG für die Agenda 2020
Mittlerweile ist die Agenda 2020 im Buchhandel oder direkt bei Books on Demand, Norderstedt, erhältlich. Hinter uns liegen die Ausschreibung im Frühling, das Schreiben und Einsenden bis zum Sommerbeginn, das Erfassen und Werten und – auch nicht selbstverständlich – das Layouten und Publizieren. Vor uns liegt eine ansprechende Agenda.
Hier einige Zahlen zu den eingereichten Texten:
236 Texte von 85 Autoren wurden für die neue Agenda eingereicht. Etwas mehr als ein Viertel der Einreichenden waren nicht DHG-Mitglieder. In der Jury waren diesmal die drei Vorstandsmitglieder Klaus-Dieter Wirth, Horst-Oliver Buchholz und Tony Böhle. Sie bewerteten die von mir zuvor anonymisierten Texte und vergaben für jedes Haiku bis zu drei Punkte. Damit hätte die maximale Punktzahl, die ein Haiku hätte erreichen können, bei 9 gelegen. Diese Punktzahl erreichte keines der 236 Haiku. Drei Haiku haben bemerkenswerte 8 Punkte erhalten. In einer zweiten Runde wurden für diese drei die Plätze 1, 2 und 3 erkürt.
So errang den ersten Platz das Haiku von Eleonore Nickolay:
Winterregen –
die verkrümmten Finger
der Malerin
Den zweiten Rang erreichte das Haiku von Brigitte ten Brink:
Epiphanias
die Sternsinger ohne
den schwarzen König
Den dritten Platz belegte Gabi Buschmann:
verlassenes Haus
ins Zapfloch des Dachbalkens
fliegen Wespen.
Sieben Punkte wurden vergeben für die Haiku der folgenden Autoren (in alphabetischer Reihenfolge):
Christa Beau, Martin Berner, Claudia Brefeld, Hildegard Dohrendorf, Susanne Effert-Hartmann, Ruth Guggenmos-Walter, Gabriele Hartmann, Claudia Melchior, Martina I. Müller, Dorothea Philipps, Theo Schmich, Brigitte ten Brink und Tobias Tiefensee. Von Hildegard Dohrendorf, Susanne Effert-Hartmann und Tobias Tiefensee erlangten sogar je zwei Haiku diese Punktzahl.
Nach dieser Wertung verteilte Eleonore Nickolay die zur Veröffentlichung bestimmten Haiku auf den Wochenkalender. Für die dann noch nicht abgedeckten Wochen griff sie auf Haiku aus den Haiku-Auswahlen von SOMMERGRAS zurück. Zudem war sie verantwortlich für die Auswahl der übrigen Haiku, die von unseren DHG-Mitgliedern eingereicht wurden und sich als Bonus am Ende der Agenda nach Jahreszeitenbezug gegliedert befinden.
Beim Cover-Wettbewerb lagen 14 Einsendungen zur Bewertung vor. Auch hier nahmen anteilmäßig gleich viele Nicht-DHG-Mitglieder teil. Über die anonymisierten Bilder waltete dieselbe Jury nach demselben Verfahren. Das Foto von Anna Würth erreichte die höchste Punktzahl. Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Ginkgoblattes.
Obwohl es eine Nahaufnahme ist (oder allenfalls eine Vergrößerung), bleibt der Charakter des Blattes deutlich sichtbar. Beheimatet ist der Baum im Südwesten Chinas. Auf dem Seeweg von Japan herkommend fand er im frühen 18. Jahrhundert Eingang in die herrschaftlichen Gärten Europas. Er avancierte in Kürze zu einem überaus beliebten, schmuckvoll einsetzbaren Kleinod. Die fernöstliche exotische Herkunft einerseits und Goethes spätes Gedicht „Gingo biloba“ (urspünglicher erster Titel) anderseits weisen diesem Baum gegenüber auf eine Hoheit, mit der er sich in deutschsprachigen Ländern dem Haiku verwandt zeigt. Damit kleidet sich die DHG-Agenda des Jahres 2020 in ein klassisches Gewand.
Der DHG-Vorstand gratuliert den Platzierten zu ihrem Erfolg und wünscht allen Haiku-Freunden weiterhin viel Freude bei der kreativen Beschäftigung mit der kürzesten Gedichtform der Welt.