Klaus-Dieter Wirth

Klaus-DieterWirth ist seit 20 Jahren mit kleiner Unterbrechnung Mitglied im Vorstand der DHG. Mit den »Grundbausteinen des Haiku« (seit 2009 regelmäßig im Sommergras veröffentlicht) und seinen internationalen Kontakten und Aktivitäten (s. Biografisches) hat er die deutsche Haiku-Szene entscheiden mitgeprägt.

Wohnort: 41747 Viersen

Biografisches

Kurzbiographie als Haikuautor

Klaus-Dieter Wirth, Neuphilologe, veröffentlicht Haiku, Essays und andere Artikel zu diesem Genre insbesondere im internationalen Bereich schon seit 1995. Er ist Vorstandsmitglied der DHG (Deutsche Haiku Gesellschaft) und aktives Mitglied weiterer Haiku-Gesellschaften (DE, AT, NL/BE, FR, ES, GB, US) mit regelmäßigen Beiträgen für deren Zeitschriften, Mitherausgeber des dt.-engl. Internet Magazins Chrysanthemum. Seine Haiku und zahlreiche andere Veröffentlichungen erschienen in fünf Sprachen.

» Haiku ist Ein Haiku ist die kürzeste Gedichtform der Weltliteratur, welche – reimlos und ohne Überschrift – die Wieder- und Weitergabe eines primär sinnlich erfahrenen, alltäglichen Augenblickserlebnisses zum Gegenstand hat, wobei die von der Tradition ausgehende, formale Aufteilung in drei Zeilen zu 5-7-5 Silben bereits eine Asymmetrie vorgibt, die weiterhin durch eine inhaltliche Zweiteilung unterstützt wird, welche ihrerseits für eine unerwartete Spannung sorgt und in eins mit der eher lakonischen Sprache umso mehr Leer- bzw. Spielraum für fortführende, eigene Lesarten eröffnet, aufs Ganze gesehen durch eine neue, frische Sichtweise überrascht.

Meine Webseite:

Klaus-Dieter Wirth

Haiku / Tanka

Ein Rotkehlchen setzt
auf dem Stiel meines Spatens
ein Pausenzeichen.

über Trittsteine
behutsam den Himmel
des Teichs betreten

im Stau
Wolken
lösen sich auf

Windstille im Park –
ein Blinder liest
Stimmen in Braille

der alte Clown
zieht sein Lächeln nach
ein letztes Mal

drei Stück
Heimat
im Koffer

heißer Sommerhauch
der kristalline Klang
von Windspielglöckchen

über
Tausenden von Sonnenblumen
bleich nur ein Mond

Haiga

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Klaus-Dieter Wirth
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haibun

Mitten im Leben

Sirenengeheul …

Ach ja! Sonnabend, 12 Uhr Mittag.

eine Amsel
hebt den Kopf
in ihren Frühling

Nur kurz die Augen schließen!

Aufgeschreckt greife ich – wie von Mama eingetrichtert – sofort nach meinem kleinen Kissen mit den wenigen Wertsachen der Familie: amtliche Papiere, drei Fotos, ein paar Feldbriefe, etwas Schmuck. Und schon ist da dieses Klacken im Volksempfänger: „Goebbels läuft auf Klumpen“ – akute Luftgefahr! Wir stürzen zur Treppe, laufen aus dem Haus, stolpern zum nächsten Bunker. Gerade noch rechtzeitig! Schon verriegeln die beiden alten Luftschutzhelfer die schweren Türen mit den eisernen Bügeln hinter uns. Im fahlen Notlicht nur bleiche Gesichter. Kaum Platz zum Stehen. Augen suchen sich, gerötet, weit aufgerissen, müde verengt. Und schon die ersten Einschläge! Ziemlich fern noch. Doch die Erde zittert. Bald bebt auch der Beton. Ein erstes Vaterunser! Leise, ansteckend. Immer lauter die Worte. Auch ich weiß schon, wie es geht, bete brav mit. Explosionen, jetzt in rascher Folge, näher und näher. Es wummert, wuchtet, dröhnt und kracht. Der Bunker schwankt, scheint sich zu heben. Ein Albtraum aus den Trümmern des Gebets, aus Wimmern, aus Keuchen … und vergib uns unsere Schuld … Mörtel rieselt von der Decke. Die Luft wird knapper. Es staubt. Dennoch schimmert Schweiß auf den Stirnen. Tränen rinnen. Strenger der Geruch nach Mensch, nach Angst. Einschläge, hier und da, oben und unten. Es bröckelt und rumst, es stöhnt und jammert. Hände gepresst auf die Trommelfelle … denn Dein ist dass Reich … Zum wievielten Mal? Aus einem Mund. Bomben, Bersten, Beten, Bangen. Volltreffer!? … Ein kurzes Flackern. Es ist dunkel. Totenstille … und in Ewigkeit, Amen …

Nur ganz zögerlich flammt eine Kerze auf. Endlich – nach siebzig Jahren – öffnet sich die Tür.

Sonnenaufgang
am späten Nachmittag
mitten im Leben

Veröffentlichungen

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