Johannes Ahne (in: Vierteljahresschrift 60)

Schwertlilien

Erscheinungsjahr: 2003

Inhalt:

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Ach dieser Regen,
im Übermaß spült er die
gute Laune weg

Ich habe sie abgeschnitten, die Garteniris-Blütenstengel, nicht um sie zu zerstören, nein um sie zu bewahren vor zu vielem, dickem Regen. Die Lilie mit dem schwertigen Blatt, mit den dunkelblauen Knospen die aus pergamentenen, nicht mehr gebrauchten Schutzblattkrausen, senkrecht spitz nach oben zielen, als müßten sie den Platz erst für sich erstreiten, den sie, zur Blüte geöffnet, bald schon erfüllen werden. Drei, vier, selten auch mehr dieser Knospen einer Pflanze nehmen forsch den steilen Anlauf aufzublühen. Nachfolgend immer nur eine öffnet sich zur Blüte, zur hellblau zarter, in’s Violett tönende Blütenarchitektur, durchscheinend, wolkig, ein luftiges Tempelchen. Gelbe, exakt geschnittene Staubgefäßhärchen auf drei nach unten gewölbten Lippen führen zum blütenblattgeschützten Griffel und Tigerfellmuster schimmert geheimnisvoll im tiefsten Innern. Mit bezaubernd sanftem Duft lockt sie in sich hinein drollige, pelzige Insekten und oft auch meine Nase.

Brummlige Hummel,
ganz ungestüm durchwühlt sie
die zarten Blüten.

Ich habe sie abgeschnitten in einer Juniregenpause. Zu zart für schwere Regentropfen sind die Blütenduftgebilde. Der Regen würde sie erdrücken, zu klebrigen Klumpen quetschen, ihren Duft wegspülen… Nun stehen sie im Wasserglas am Fenster, trocken, im lichtscheinenden Blau. Nur der Wind fehlt, der säuselnd gerne sie durchwehte.
Draußen rauscht, vom plötzlichen Donner unterbrochen, der vom Himmel senkrecht stürzende Regen. Er ist kein Blütenfreund! Was draußen blieb an Blumen hängt müde, traurig, abgedrückt am glitschig nassen Boden.
Drei, vier Tage blühen sie mir im Zimmer und rufen ständig meine Augen, daß ich nicht anders kann: Meine Blicke treten staunend in diese Blütentempel ein und bringen Hymnen dar.

Schwertlilien blühen,
jung und zart – alte Augen
seh’n sich nimmer satt.

Erscheinungsjahr: 2003

Rezension

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