Gesammelte Haibun

Im Juni 1988 erscheint die Nummer 1 der damaligen Vierteljahresschrift  der frisch gegründeten Deutschen Haiku-Gesellschaft e. V. Darin enthalten ein Bericht der (bis 2003) Vorsitzenden Margret Buerschaper über die erste Mitgliederversammlung und ein Artikel, der die Frage beantwortet, wie es zur Gründung der DHG kam.

Bis zum Oktober 2005 bleiben Titel und Aufmachung weitestgehend gleich. Dann beschließt der Vorstand der Zeitschrift einen neuen Namen zu geben. Die Zeitschrift heißt fortan SOMMERGRAS. Der neue Name markiert auch eine neue Zeit, geprägt durch die Entwicklung im Internet finden neue Strömungen im deutschsprachigen sowie internationalem Raum Eingang in die Berichterstatung im SOMMERGRAS. Die Zeitschrift wird umfangreicher und farbiger. Sie ist das Aushängeschild der DHG und für viele Mitglieder einer der Hauptgründe der DHG treu zu bleiben.

Stets steht im Mittelpunkt das Haiku, auch wenn gleichzeitig  immer mehr verwandte Formen Eingang in die Berichterstattung finden. Eine Stichwortsuche im Suchfeld unten, fördert die Artikel zu Tanka, Haiga, Haibun, Kettendichtung & Co. zu Tage. Drei Kategorien mit Langzeitwirkung und vielen damit verbundenen wertvollen Artikeln stehen als fertiger Link unten zur Verfügung.

Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle dem Gründungsmitglied und langjährigen Kassenwart der DHG Georges Hartmann. Er hat mit dem Fleiß einer Ameise diese Artikelflut akribisch digital dokumentiert. Erst seine Aufzeichnungen haben es möglich gemacht, über 1000 Artikel an dieser Stelle zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind es 682 Artikel von den Nummer 60 – (derzeit) 128 . Die restlichen Nummern (1-59) und die damit verbundenen Texte werden dann im Laufe des Jahre dazu kommen.

Das spannende dieser Artikel ist ihre Lebendigkeit und nach wie vor ihre Aktualität im Zusammenhang der Beschäftigung mit dem Haiku. In diesem Sinne: Die Schatztruhe ist geöffnet.

Hamburg im März 2020

Stefan Wolfschütz

viel- leicht

heißt die neue Ausstellung im Altbau. In der Galerie bemalte Holzskulpturen, Könige, Prinzessinnen, Geschwister und manches mehr. Kleine und große Bilder, alles märchenhaft

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Verbleibende Zeit

Ich finde nicht den richtigen Eingang. Ein Fremder tröstet mich, er sei sogar einmal am falschen Friedhof gestanden. Dieser hier ist nicht in

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Antikmarkt

Da blicken sie ganz unschuldig vom Regal herunter, der Kasperl, der Sepperl, Räuber Hotzeplotz, die Großmutter und viele andere Handpuppen. Drehe kurz die

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Nur ein Film?

Nur ein Film? „Van Gogh – an der Schwelle zur Ewigkeit.“ Ziemlich aufgewühlt verlasse ich das Kino. Bilder fluten meine Seele, nisten sich

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Am Fenster

Als die Kühle der Nacht den Morgen noch deckte, die Sonne verborgen noch glomm hinterm Nachbarhaus, das einen Schatten legte in meinen Garten,

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Alle Jahre wieder

Die Tür zur guten Stube ist seit Stunden abgeschlossen, das Schlüsselloch zugeklebt. Geheimnisvoll knistert und raschelt es dahinter. Mutter ist nicht da. Vater

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alpsommer

zum schlafen sich an eine blüte zu heften    tagträume im talschluss tief unter den felsensäulen gilt ein anderes maß für zeit &

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Regenpause

Olivia schickt Leon eine WhatsApp-Nachricht. Leon leitet sie weiter an Simon und Klara. Simon macht einen Screenshot und schickt ihn an Sophie. Sophie

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Träumereien

Als ich Kind war, wünschte ich mir zum Geburtstag eine Negerpuppe. Sie war tausendmal schöner als alle anderen. Und wenn irgendwo das Wort

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Vibration

Traunstein, Musikgeschäft Fackler. Wir lassen uns die verschiedenen handgefertigten und wertvollen Harfen zeigen, die wir nicht kaufen werden. Stattdessen einen Donnermacher, den ich

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während

die einen sich zeit nehmen in fremden badezimmern für fläschchen und tuben und die anderen mit ausgeprägter meinung zurückkehren über armaturen, tücher und

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ohne Überschrift

Der Ausflug führte uns zur Walhalla an diesem sonnigen Spätsommertag. Vor uns liegt ganz unwirklich ein griechischer Tempel am Donauhang. Nach dem Rundgang

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Per Internet

Ausgewählt, noch unentschieden, ein Vielleicht oder doch nicht. Ich rufe noch andere Seiten auf, vergleiche und werde beobachtet. Das virtuelle Auge, dem nichts

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Nach der Lesung

Ihren Worten nachsinnend, steige ich unzählige Steinstufen zwischen den alten Häusern hoch. Schwüle Luft lässt viel Schweiß rinnen. Der nahe Neckar trägt Lieder

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Ein Stück Himmel

Briefmarken. Ein ganzer Karton voll. Rund um die ausgeschnittenen Marken ein schmaler Rand. Auf der Rückseite ein Stück Himmel. Wolken- los. Irgendwo im

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Kinderspiel

Der Blick des Kindes mir gegenüber in der S-Bahn ist nicht angestrengt, aber konzentriert. Der Körper ist reglos, nur die kleinen, etwas wurstigen

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Schichtbeginn

… durch das Osttor, wie jeden Morgen. Krähen erwachen und rufen laut vom Kran herab. Im Dock liegt ein Reparaturschiff, die Wetterschutzhalle verbirgt

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Freitag

Der einzige Tag der Woche, an dem ich nicht zur Arbeit gehe. Nun ja, ich putze das Haus, wasche und bügele, gehe einkaufen,

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Wieder mal

diese monotone Computerstimme aus dem Telefon:„Ihr Gesprächs- partner ist zur Zeit nicht erreichbar!“ Auch kein Rückruf. Als ob es dich nicht mehr gäbe.

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Freiheit

Freiheit Als Kinder lernten wir, auf Alte und Behinderte Rücksicht zu nehmen und, wo möglich, zu helfen. Seit ich selbst gehbehindert bin und

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Versinken

Am Wiesenstrand des Lodensees. Der letzte Starkregen hinterließ eine Uferzone von trockenem Laub und Schwemmholz. Mit den kurzen Holz- stücken kann man ein

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Staub zu Staub

Berge von Bauschutt, dort wo das alte Haus stand. Mit den blinden Schei- ben. Schon lange unbewohnt. Ein Schandfleck für den Ort, sagten

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Vereiste Pfütze

Auf den ersten Blick ein recht gewöhnliches, etwas zersplittertes Gebilde. Und sehr fragil. Doch die Kamera sieht mehr. Vergrößerte Ausschnitte auf dem Bildschirm

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fernes Land

Das Straßencafé ist am Vormittag bereits gut besucht. Ich entdecke einen freien Platz, rücke den Metallstuhl zurecht, hänge mei- ne Jacke über die

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Gold

Ob es die vielen Meilen waren, die wir am Vortag zurückgelegt hatten, oder einfach nur die würzige Bergluft – jedenfalls schlafen wir wie

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Wind of Change

Die Märzsonne enthebt von der Notwendigkeit, sich am Kaffeebecher festzuhalten, und beide Hände sind auch nötig, um den beim Stöbern auf- getauchten ‚Königsgaukler‘

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Kölnisch Wasser

Ein Brauhaus. Wir treten ein. Stimmengewirr schlägt uns entgegen, ebbt kurz ab, erstarkt zum Orkan. Leere Blicke streifen uns, wenden sich wie- der

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ohne Titel

Wir besuchen das Trakl-Haus, und unsere Blicke gleiten über die feinen Möbel, die Bilder und die Handschriften jenes unglücklichen Dichters. Immer wieder sein

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Wohlan denn, Herz

Um elf Uhr abends vermögen weder Mond noch Straßenlaternen den Marktplatz ins Leben zurückzuholen. Pünktlich um fünf nach geht das gusseiserne Tor neben

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Himmelwärts

im felssturzgebiet die schieferplatten zu treppen geschichtet, schwarz, sonnengewärmt. aus spalten ragen niedrige farne und sedumgewächse. stufe um stufe schwankende töne der erinnerung

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Kult

Immer wieder streicht das Mädchen Creme auf ihr Tatoo, das fast den ganzen rechten Unterarm bedeckt. Jenes Bild zeigt ein doppeltes Gesicht, lachend

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Ein Ort des Lächelns

Eine Mango, ein Reisbällchen und Erkältungsmittel – das genügte, um Shiho Tanaka, der Neunundsiebzigjährigen, endlich wieder ein Gefühl von Sicherheit zu verschaffen. Die

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Keigo

Es ist dieser hektische Sommer, bevor die zwei Türme zusammengestürzt wurden. Die Losung des neuen Millenniums heißt „Tempo, Tempo, Tempo!“, und meine Aufgabe

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Schnee fegen

Es sind weniger die Sommer, deren Duft ich abrufen kann. Das Treppenhaus, dort, wo wir in den 1960ern wohnten, hat in meiner Erinnerung

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Herbstblüte

Eines Todes wegen bin ich nach weit über einem halben Jahrhundert noch einmal in die Stadt zurückgekehrt, wo ich fast meine ganze Schulzeit

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bödmeren*

einmal streift ein sperber das bild; die zahlreichen sänger bleiben verborgen im bergurwaldgrün. vorsichtig wandere ich auf markiertem pfad, vorbei an lilien und

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War ein Rosenbeet

Weiter hinten im Garten, von Hecken geschützt, liegt eine kleine Wiese jetzt … mit wilden Blumen, hingeweht vom Winde. Einst war dort ein

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