Wie ein Geweih streckt unser Fliederbaum seine drei Astgabeln in die Frühlingsluft.
Abgesplittert vom Hauptstamm und am Astansatz stark zerfasert, liegt ein Ast mit seinen voll erblühten lila Dolden vor dem Kaskadenbrunnen in dem vor kurzem erwachten Frühlingsgarten. Als wir dieses an diesem
wunderschönen Maienmorgen zu unserem Entsetzen sehen, gleicht es einem bösen Traum: Mitten in der prächtigen Blütezeit vom Stamm abgetrennt!
Heftige Frühjahrsstürme waren in der Nacht übers Land gefegt, mit aufpeitschendem Wind. Ungebändigt hatte er vielerorts seine Kraft abgelassen. Mit anschließendem Prasselregen wurde so manche, eben erwachende Blüte vernichtet. Der zarte Fliederbaum war dem Zusatzgewicht der üppigen, nassen Dolden nicht gewachsen. Sorgfältig schneiden wir die Restfasern des abgebrochenen Astes aus dem Mutterstamm und dichten die Schnittstelle mit Wundcreme ab. Die Natur hat ein Drittel der Blütenpracht und des Astwerks von seiner Lebensader abgeschnitten.
Befreiung?
Fliederduft –
von der Badewanne
zu den Nachbarn